Heute möchte ich euch eine ganz besondere Frau vorstellen, die wie keine andere die Mode der 30er Jahre prägte, und die heute traurigerweise fast in Vergessenheit geraten ist: Elsa Schiaparelli.
Elsa Schiaparelli wurde am 10. September 1890 in Rom als Tochter einer bekannten piemontesischen Gelehrtenfamilie geboren. Sie studierte Philosophie in Rom und ging danach nach London, wo sie Wilhelm Wendt de Kerlor kennen und lieben lernte und ihn nach nur wenigen Wochen Beziehung, im Juni 1914 das Ja-Wort gab. Das Paar war nur ein Jahr nach der Hochzeit aufgrund diverser dubioser Machenschaften Wendt de Kerlors (u.a. seine Betätigung als "Medium" und "Wahrsager"), gezwungen, London zu verlassen. Sie tingelten zunächst durch Europa, bevor die Bedrohung durch den tobenden Weltkrieg zu groß wurde, so dass sie 1916 nach New York übersiedelten. Dort nahm Wendt de Kerlor seine dubiosen Praktiken wieder auf und bekannte sich mehr aus Selbstdarstellungszwang denn aus tatsächlicher Überzeugung zum Bolschewismus, was ihn schnell in den geheimdienstlichen Ermittlungsfokus brachte. Elsa Schiaparelli lernte in New York Gaby Picabia kennen und kam durch sie in Kontakt mit namhaften dadaistischen Künstlern wie Francis Picabia, Man Ray oder Alfred Stieglitz, die sie sehr inspirierten.
Kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Maria Luisa im Jahr 1920 verließ Wendt de Kerlor Elsa Schiaparelli für die Tänzerin Isadora Duncan. Fast mittellos kehrte Elsa Schiaparelli 1922 nach Europa zurück und ließ sich in Paris nieder, wo sie zunächst, dank der finanziellen Unterstützung ihrer Familie ein Strickwarengeschäft eröffnete.
Wer nun in Paris im Modegeschäft erfolgreich sein will, musste auch damals schon vor allem eines tun: auf Modenschauen gehen. Wer nun wie Elsa Schiparelli zwar einen Namen und Beziehungen hat um an die begehrten Karten zu kommen, aber andererseits nicht über die finanziellen Mittel verfügt, sich dafür in teure Designerroben zu hüllen, dem bleibt nur eines: selbst ist die Frau. (^.^) Elsa Schiaparelli machte sich für eine Modenschau im Jahr 1927 einen schwarzen Pulli in dem eine weiße Schleife eingestrickt und weiße Manschetten angestrickt waren. Dieser Pulli traf genau den Zeitgeist, setzte er doch das moderne grafische Design in der Strickmode sehr gekonnt um. Was nun kam, ging rasend schnell: jeder wollte diesen Pulli! Das New Yorker Luxuskaufhaus Lord & Taylor orderte 40 Stück, wenige Wochen später war der Pulli bereits in der französischen, britischen und amerikanischen Vouge abgebildet und Schiaparellis Strickwarengeschäft war über Nacht zu einem gefragten Modelabel geworden. Schnell erweiterte sie ihr Repertoire und designte auch Abendkleider, Hüte und Handschuhe. Ihr Label war "Shocking Pink", ein grelles Pink, das bald Schiaparelli-Pink genannt wurde, auf das ihr Nachname eingestickt war und auch bei ihren Entwürfen schockte - eigentlich revolutionierte - sie immer wieder: sie kreierte den Hosenrock, arbeitete mit sichtbaren Reißverschlüssen als Designelement, und brachte als erste das Dianadekolleté auf die Laufstege. Sie kreierte Hüte in Schuhform und Handtaschen in Telefonform. Sie war schrill, sie war chic, sie war avantgarde und schon bald war sie die richtungsweisende Designerin in Paris. Sie kleidete Stars wie Greta Garbo, Peggy Guggenheim, Marlene Dietrich, Mae West, Gloria Swanson oder Joan Crawford ein.
Am Höhepunkt ihres Erfolges kam es jedoch zu einem jähen Ende für die Schiaparelli: als die deutsche Wehrmacht Frankreich besetzte, setzte sich Elsa Schiaparelli in die USA ab. Sie kehrte zwar nach Kriegsende nach Frankreich zurück, doch die Modewelt hatte sich geändert. Die Mode war nicht mehr schrill, aufsehenerregend, revolutionär und künstlerisch. Der New Look, der nun die Laufstege beherrschte, war schon fast altbacken, im Vergleich zur Mode vor dem 2. Weltkrieg. Eine Modewelt in der Elsa Schiaparelli keinen Platz mehr fand und sich ihre ewige Rivalin Coco Chanel durchsetzte. 1954 musste Schiaparelli ihr Label aufgeben.
Elsa Schiaparelli starb am 13. November 1973 im Alter von 83 Jahren in Paris.