Im Jahre 1932 sollte sich eine weitere wichtige Entwicklung hin zu unserer heutigen Maniküre tun. Ausgerechnet ein Frauen verachtender Macho, Charles Revson nämlich, entwickelte zusammen mit dem Chemiker Carles Lachman deckenden Nagellack und vermarktete ihn unter dem Markennamen Revlon. Die ersten deckenden Nagellacke waren in rosa-, pink- und Rottönen und lackiert wurde immer noch mit der Moon Manicure, bei der Nagelmond und Nagelspitze ausgespart wurden. Da aber viele Frauen keine, oder zumindest keine regelmäßigen Nagelmonde haben und auch die Nagelspitze nicht immer perlweiß ist, was bei deckenden Lacken mehr auffällt, wurde nun auch der gesamte Nagel lackiert um diese Schönheitsmängel zu kaschieren (und weil es zugegebenermaßen schneller geht). Modern und als gepflegt galt aber einzig und allein die Moon Manicure. Entgegen einiger Behauptungen die man Online so finden kann, ist ein fehlender Nagelmond kein Anzeichen für eine furchtbar schlimme Erkrankung, sondern einfach nur ein Indiz dafür, dass euer Naglemond komplett von der Nagelwurzelhaut verdeckt ist. Der Nagelmond ist nichts anderes als die manchmal sichtbare Teil der Wachstumsstelle des Nagels. Es ist vielmehr evolutorisch bedingt, dass die Nagelmonde immer mehr unter der Nagelbetthaut verschwinden, also ein kleiner Schritt in der Weiterentwicklung der Menschheit. Das hat mir übrigens ein Hautarzt erklärt, hat also durchaus Hand und Fuß. (^.^) Aber nun zurück zu den Fingernägeln der 30er Jahre oder besser: zur Maniküre. (^.^)
Die Nägel wurden weiterhin mandelförmig gefeilt, wie bereits in den 20er Jahren und auch in den 30er Jahren hat man die Moon Manicure freihändig aufgetragen, glücklicherweise jedoch können wir uns anderweitig behelfen:
Der Nagelmond wird mit einem Lochverstärker abgeklebt, die Nagelspitze wird mit einer handelsüblichen French-Manicure-Schablone abgeklebt. Nun kommt zunächst eine Schicht Klarlack, quasi zum Abdichten, damit vom Farblack nichts unter die Schablonen läuft, auf den Nagel, die jetzt erstmal durchtrocknen muss. Darauf folgt nun der Nagellack der Wahl, der ebenfalls vollkommen durchtrocknen muss, bevor die Schablonen wieder abgezogen werden. Darüber kommt, zum Schutz des Kunstwerks noch eine Schicht Überlack. Jetzt wird noch die Nagelspitze mit dem Nagelweißstift eingefärbt und fertig ist das Fingernagelkunstwerk. (^.^)
Durch die Entwicklung von Charles Revson und Charles Lachman, die anstelle von Farbstoffen die damals neu entdeckten Pigmente verwendeten, eröffnete sich ein völlig neues Farbspektrum für Nagellacke, das sich in der 30er-Jahre-Maniküre-Mode auch entsprechend niederschlug:
Die zurückhaltendste Lackvariante waren zarte Rosétöne, wer es etwas kräftiger mochte griff zu Pinktönen; beide Lackfarben galten als alltagstauglich. Alles andere als zurückhaltend, dafür aber sehr modern und ebenfalls als alltagstauglich eingestuft, waren Nagellacke in smaragdgrün und konrblumenblau.
Die Nagellackmodefarben der 30er Jahre für den Alltag |
Die Nagellackmodefarben der 30er Jahre für besondere Anlässe |
Einige Farbbeispiele für Nagellack aus der zeitgenössischen Werbung |
Fußnägel lackieren wird in den 30ern zum Modethema |
Was es übrigens nicht gab, war weißer Nagellack um Nagelspitzen und Mond in einheitliches Weiß zu tönen - vermutlich deshalb, weil freihändig gemalt wurde und man mit einer weißen Unterlackschicht nicht mehr exakt sehen kann, wo man langlackiert. Technisch möglich wäre es auf jeden Fall gewesen... Nun ja... Wer keinen sichtbaren Nagelmond hatte, hat einfach ein adäquates Stück Nagelbett nicht farbig lackiert. Wer heute gerne zur Nachhelfvariante greifen möchte, dem sei Nagellack für French-Manicure-Spitzen ans Herz gelegt, der idealerweise einen möglichst natürlichen Ton hat, also nicht reinweiß ist, dann sieht es auch am passendsten aus. Ich persönlich, obwohl ohne sichtbaren Nagelmond ausgestattet (außer an meinen Daumen), lackiere meistens lieber authentisch, nicht weil ich so ein riesiger Authentiker bin, sondern weils schneller geht. Der weiße Lack muss nämlich wirklich absolut trocken sein, bevor weiterlackiert werden kann. Wenn ich mich dazu mal hinreißen lasse, lackiere ich am Vorabend weiß und arbeite mit der Moon Manicure erst am nächsten Tag weiter. Ihr versteht hoffentlich, warum mir das in aller Regel zu viel Aufwand ist, für etwas, das noch nicht mal original ist. (^.^)
Im Jahre 1937 tut sich noch etwas weiteres entscheidendes: Harriet Fligenbaum lässt sich künstliche Nagelspitzen zur Reperatur und Verlängerung von Naturnägeln patentieren. Die Rettung also, für Frauen wie mich, die a) tollpatschig sind und gerne mal irgendwo hängen bleiben oder sich stoßen und b) nicht gerade die stabilsten Nägel der Welt besitzen. (^.^)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen