Nun habt ihr also euer Schnittmuster der Wahl. Dort findet ihr auch eine Angabe, mit welcher Art von Stoffen gearbeitet werden kann und v.a. wie viel Stoff ihr für den Schnitt benötigt. Genauso viel Stoff kauft ihr auch; niemals weniger, lieber etwas mehr. Beim Stoffkauf werdet ihr auch feststellen, dass ihr nur die Länge eines bestimmten Stoffstückes wählen könnt, die Breite ist fix, ist aber je nach Stoff unterschiedlich, achtet also genau auf die Angabe des Stoffverbrauchs in Länge und Breite auf dem Schnitt.
Nachdem ihr nun euren Stoff gekauft habt, dürft ihr immer noch nicht losschneiden, zuerst wandert nämlich der Stoff in die Waschmaschine und wird gewaschen, da insbesondere Naturfasern noch einlaufen können. Der wieder trockene Stoff wird abschließend noch akribisch (ernsthaft) glatt gebügelt.
Nun endlich geht es an den Schnitt, oder besser, zunächst an das Schnittmuster. Das Schnittmuster übertragt ihr, bei Kleidung in eurer jeweiligen Größe) auf den so genannten Papierschnitt, indem ihr das Schnittmuster in eurer jeweiligen Größe auf Seidenpapier durchpaust und exakt entlang der Linien ausschneidet. Achtet dabei darauf, dass ihr wirklich alle erforderlichen Schnittmarkierungen übertragt. Und: nehmt niemals eure Stoffschere zum ausschneiden. Nichts ruiniert eine Schere schneller als ein Papierschnitt. Solltet ihr viele Schnittmusterteile haben, empfiehlt es sich zudem die Einzelteile zu beschriften, dann fällt die Orientierung leichter.
Solltet ihr euer Schnittmuster digital besitzen erübrigt sich der Übertrag auf den Papierschnitt. Hier druckt ihr euer Schnittmuster aus (vorher die Druckereinstellungen überprüfen, so dass ihr wirklich in 100% Größe ausdruckt), klebt es (ordentlich) an den vorgesehenen Stellen zusammen und schneidet dann die Schnittteile in der jeweiligen Größe aus.
Jetzt aber geht es endlich an den Stoff: legt euren Stoff glatt mit der linken Seite nach oben auf und achtet dabei insbesondere darauf, ob euer Stoff für den Zuschnitt einfach oder doppelt gelegt werden muss (Steht auf dem Schnittmuster und: meist ist es doppelt).
Legt nun eure Papierschnittteile auf und prüft, ob alles Platz hat. Manche Schnittteile müsst ihr an den "Stoffbruch" (die Stelle, an der der Stoff gefaltet ist) legen. Außerdem müsst ihr bei den meisten Stoffen auf den "Fadenlauf" (bei einigen stoffen wie Cord oder Samt ist es die "Strichrichtung") achten. Bei Schnittmustern ist der Fadenlauf auf den Musterteilen üblicherweise eingezeichnet. Ist dies nicht der Fall, achtet beim Auflegen darauf, dass der Fadenlauf auf allen Schnittteilen gleich verläuft, idealerweise der Länge nach (jeweils beim dann fertig genähten Stück versteht sich).
Solltet ihr einen gemusterten Stoff haben müsst ihr zusätzlich darauf achten, dass das Muster auf allen Schnittteilen in die gleiche Richtung verläuft und der Mustersatz sich einheitlich fortsetzt, d.h. auf bspw. den beiden Teilen für ein Rückenteil oder bei den Ärmeln muss das Muster jeweils parallel verlaufen und sich idealerweise einheitlich fortsetzen, ganz so, als wäre die Naht gar nicht da. Eventuell müsst ihr doppelt gelegten Stoff umfalten, so dass die Mustersätze einheitlich liegen, bzw. könnt bei Mustern mit einer Richtung nicht in doppelter Lage zuschneiden. Dementsprechend ist der Stoffverbrauch bei gemusterten Stoffen höher als bei Unistoffen.
Sobald nun alle Papierschnittteile ihren Platz auf dem Stoff gefunden haben, sichert ihr die Schnittteile mit einigen Stecknadeln auf dem Stoff (bei doppelt gelegten Stoffen durch beide Stofflagen hindurch), allerdings so, dass sowohl Papierschnitt als auch Stoff immer noch glatt liegen.
Nun übertragt ihr den Schnitt mit Schneiderkreide auf den Stoff. Achtet dabei auch wieder auf die Angaben auf eurem Schnittmuster, jetzt zur Nahtzugabe. Die Nahtzugabe ist der Teil des Stoffes, den ihr zum Zusammennähen benötigt. Ist die Nahtzugabe bereits im Schnittmuster enthalten, müsst ihr beim Aufzeichnen nur eurem Papierschnitt folgen. Meist ist die Nahtzugabe aber nicht enthalten, so dass ihr den erforderlichen Abstand (auf dem Schnittmuster angegeben) vom Papierschnitt mit Hilfe von Schneiderkreide und Handmaß, Rädel oder Rädchenarkierer übertragt.
Solltet ihr keine Angaben auf eurem Schnittmuster zur Nahtzugabe finden (kommt v.a. bei Vintageschnitten vor), dann ist die Standardzugabe gemeint:
- grundsätzlich 2 cm Zugabe
- bei allen Rundungen 1 cm Zugabe
- Säume 4 cm Zugabe
Womit wir beim nächsten Punkt wären: jetzt wird geschnitten und zwar exakt und sauber genau eure Schnittlinien entlang. Lasst euch Zeit dabei und arbeitet absolut sauber.
Nun habt ihr eure einzelnen Teilchen vor euch liegen. Jetzt gilt es noch eure Nahtlinien zu übertragen. Die Nahtlinien sind die Linien, auf denen ihr später nähen werdet. Dafür zeichnet ihr nun schlicht die Umrisse eures Papierschnittes nach. Bei Schnittmustern, die die Nahtzugabe bereits enthalten, sowie bei Markierungen auf den Schnittmusterteilen aller Art überträgt man diese mittels Kopierpapier und Kopierrädchen. Dafür wird zunächst das Kopierpapier mit der abdrückenden Seite nach oben auf einen Tisch gelegt, das Schnittmusterteil kommt mit dem Papierschnitt nach oben darauf. Nun werden die erforderlichen Linien mit dem Kopierrädchen abgerädelt. Jetzt nehmt ihr den Papierschnitt ab, wendet das Schnittteil und rädelt die Markierungen von der rechten auf die linke Seite durch. Diesen letzten Schritt könnt ihr euch sparen, wenn ihr die Markierung nur auf der rechten Seite benötigt.
Zur besseren Orientierung, insbesondere bei vielen Schnittteilen, ist es sinnvoll den Papierschnitt auf dem jeweiligen Schnittteil zu belassen, bis es weiterverarbeitet wird.
Sobald ihr nun alles übertragen und markiert habt, habt ihr den Schritt "Zuschnitt" erfolgreich hinter euch gebracht. Zeit wird es also, endlich mit dem Nähen anzufangen. Und nachdem Theorie ja ganz nett ist, dabei aber nicht viel hängen bleibt, wenn man nicht übt, nehmen wir beim nächsten Mal direkt unser zweites Projekt in Angriff: einen Kissenbezug. (^.^)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen