Dienstag, 30. August 2016

Der kleine Schminkalmanach: die 40er Jahre - Schminken während des 2. Weltkriegs

Selbstverständlich hatte der 2. Weltkrieg deutliche Auswirkungen auf Schönheit und Mode. Das dick aufgetragene "Spachtel-Make-up" der 30er Jahre war schnell passé. Natürlichkeit war wieder gefragt. Das ist gleich mehreren Umständen geschuldet:
Zum einen wurden Rohstoffe aufgrund des Krieges für entscheidendere Dinge benötigt, als für Make-up, so dass schlicht weniger verfügbar war. Zum anderen waren viele Männer im Krieg; die Arbeit zu Hause musste aber auch gemacht werden, so dass viele Frauen berufstätig waren und das nicht selten in klassischen "Männerberufen", mit teilweise schwerer körperlicher Arbeit, so dass ein aufwendiges Make-up ziemlich sinnfrei gewesen wäre.
Dennoch kam es aber nicht ganz aus der Mode, sich zu schminken. Auch das hatte mehrere Gründe:
Die Entbehrungen und Belastungen des Krieges machen eine Frau schlicht und ergreifend nicht schöner. Um dem entgegen zu wirken, gibt es erfreulicherweise Gesichtsfarbe aus dem Döschen. Ein beliebtes Werbeklischee der Zeit war auch der Männermangel. Frei nach dem Motto "wollt ihr einen von der raren Sorte abhaben - alternativ auch den euren behalten - macht euch hübsch, Mädels." Selbst das von den Nazis in Deutschland propagierte Frauenbild der natürlichen Frau ("eine deutsche Frau schminkt sich nicht") findet nach wie vor wenig Anhänger, insbesondere da auch die Freundinnen und Gattinnen der Nazigrößen auf diesen Sinnspruch herzlichst pfeifen und sich mehr oder weniger dezent schminken.
Dennoch sollte das ohnehin schon sehr natürliche Make-up der 40er Jahre nochmal einen Zacken natürlicher werden, nämlich mit der Rationalisierung.
Durch die Raionalisierung wurden alle kriegswichtigen Güter so gut wie ausschließlich für die kriegsnahe Produktion, aber auch für die Lebensmittelproduktion verwendet. Dazu gehörten auch viele Grundbestandteile für Make-up und dessen Verpackung, so beispielsweise Mineralöl, Pflanzenöle, Gummi, Metall, Bakelit, Papier usw. Außerdem gab es selbstverständlich keine Bezugsscheine für Make-up, selbst wenn noch etwas verfügbar war, war es lediglich für sehr viel Geld, bzw. Tauschwert und ausschließlich unter der Ladentheke zu haben. Man könnte nun meinen, dass die Nazis jetzt endlich ihre ungeschminkte deutsche Frau haben, aaaaber weit gefehlt, mit der findigen Damenwelt hatten sie nicht gerechnet:
Freilich war es schier unmöglich Teint-Produkte irgendwie zu substituieren, Lippen- und Wangenrot konnten aber sehr leicht durch Rotebetesaft ersetzt werden. Für den speziellen Glanz kam auf die Lippen dann noch eine Schicht Vaseline, Wimperntusche wurde kurzerhand durch Kohlenstaub, alternativ auch Asche und Vaseline oder sonstiges Fett; gerne auch Butter, ersetzt und fertig war das Rationalisierungs- und dann auch das frühe Nachkriegs- bzw. Trümmerfrauen-Make-up. Und das das gar nicht so doof aussah, möchte ich euch auch noch zeigen. Ich habe es mal eben nachgeschminkt:

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